Biofach 2016  Nachlese: Trends, Tops & Bio-Flops

Biofach 2016 Nachlese: Trends, Tops & Bio-Flops

Foto: NürnbergMesse

Foto: NürnbergMesse

Fast 20 Stunden lang haben wir uns auf der Biofach, die vom 10.-13.Februar 2016 in Nürnberg stattfand, die Füße platt gelaufen. An sich hatte Bio-Food-Tester sich auf den Weg gemacht in dem Bewusstsein, dass es eh nicht viel Neues geben wird. Schließlich quellen die Regale der Bio-Supermärkte über. Der Umsatz betrug 2015 erstmals mehr als acht Milliarden Euro, so der Bund ökologische Lebensmittelwirtschaft. Dann waren wir überrascht, dass wir doch auf das eine oder andere neue Produkt gestoßen sind.

Ein schöner Trend ist der zu mehr Lebensmitteln mit so genannten Supergrains, Nudeln, Müslis, Mehle, Bratlinge und Knabberkram mit Quinoa, Amaranth, Hirse und Buchweizen. Es sind botanisch gesehen keine echten Getreide, sondern wie der Buchweizen Knöterichgewächse. Sie haben den Vorteil, dass sie oft reicher an Mineralstoffen und Spurenelementen sind und für Menschen mit Gluten-Unverträglichkeit eine echte Alternative. Nachteil ist, dass Quinoa und Amaranth von weit her kommen, aus Südamerika etwa. Hirse und Buchweizen sind hingegen heimische Superfoods und darum vorteilhafter. Sie stecken in Nudeln, Chips und anderem mehr.

Auch ein Trend, wenn auch ein zarter. Manche Hersteller machen transparent, woher die Rohstoffe kommen und wo das Ganze verarbeitet wird. Der Hafer für die neuen Barnhouse-Crunchys etwa kommt aus einem heimischen Anbauprojekt (siehe unten), Biopolar kommuniziert klar, welche Rohstoffe woher kommen – und warum der Weizen (noch) aus den USA kommt. Be Origin erklärt sogar mittels eines Scancodes auf der Packung: „Da kommt´s her“.

Dritter Trend ist der zu Unsinnigkeiten wie der einer Béchamelsauce im Tetrapack, eingeschweißten Sandwiches und Brotzeitgewürz in der Minimühle, die nicht nachfüllbar ist und darum nach kurzer Zeit weg geworfen wird.

Anders als sonst an dieser Stelle zeigt Bio-Food-Tester einige wirklich innovativen oder neuen Produkte. Sie werden nach der Bio-Food-Tester-Ampel bewertet, allerdings diesmal kurz und knackig, weils sonst zu lang werden würde. Rückfragen gerne an uns.

Da nicht alles sein muss was sein kann, haben wir erstmals gemeinsam mit dem Umweltportal www.Utopia.de einen Sinnhaftigkeitsfaktor vergeben. Er soll Verbrauchern eine Einschätzung und Orientierung im Bio-Dschungel der Neuprodukte geben. Unsere Trends finden Sie darum in leicht veränderter Form auch auf https://news.utopia.de/biofach-trends-bio-messe-12174/

 

Hier sind die Neuen:

 

Granola final 26.01 Übersicht Verpackungen

Foto: Barnhouse

Granola Goji-Cashew von Barnhouse

Die Müslifirma, die auch einiges Zuckrige und Bunte im Programm hat, kommt jetzt mit einem ganz schlichten Crunchy. Nur der Hafer des Knuspermüslis wird gebacken, die übrigen Zutaten wie Kerne, Nüsse und Beeren kommen frisch dazu. So werden Nährstoffe geschont und es schmeckt uriger. Gesüßt wird mit Reissirup und Apfeldicksaft, 30 Prozent weniger Zucker soll´s sein im Vergleich zu anderen Crunchys. Doch der setzt auch den Zähnen zu. Gut: der Hafer kommt aus einem regionalen Anbauprojekt der südostoberbayerischen Firma.

Bio-Food-Tester: GRÜN

BFT_Ampel_Paprika_gruenSinnhaftigkeitsfaktor: mittel

Warum? Weniger Zucker und schonend gebacken ist gut, aber Müsli ohne Zucker ist doch gesünder.

 

 

Bio Windbeutel Himbeere von Sandro`s

Foto: Sandro´s/Zandonella

Foto: Sandro´s/Zandonella

Ein tiefgekühlter Windbeutel, muss das sein? Muss nicht, kann aber der Knaller sein, wenn überraschend Gäste kommen und man sich etwas gönnen will. Der Windbeutel ist aus klassischem Brandteig, also Ei-reich und unter kräftigem Rühren entstanden so, wie Muttern ihn machen würde. Die Füllung ist Quark-Sahne mit Himbeere und somit nicht so üppig. Damit die Füllung hält, kommen aber auch die Stabilisatoren Carragen und Natriumalginat rein. Die Beutel werden komplett in der hauseigenen Manufaktur von Sandro´s in der Südpfalz gebacken, gefüllt und eingefroren.

Bio-Food-Tester: GELB (Abwertung wegen Zusatzstoff Carragen)

BFT_Ampel_Paprika_gelbSinnhaftigkeitsfaktor: gering

Warum? verführerisch, innovativ, aber der umstrittene Zusatzstoff Carragen in der Sahne ist blöd, viel Verpackung ist drum rum auch, und zudem ist´s energieaufwendige Tiefkühlkost.

 

 

Foto: Voelkel

Foto: Voelkel

Biozisch Gurke von Voelkel

Ok, Softdrinks müssen eh gar nicht sein, aber getrunken werden sie doch. Und hier kommt Gurke (oder alternativ Karotte) in die Flasche. Und das ist wirklich was Neues. Das Gemüse bringt ein paar Vitamine und Mineralstoffe und einfach mal einen anderen Geschmack als der übliche Zitronen- oder Orangengusto. Gesüßt ist die Limo mit Traubensüße, auch ein Zahnkiller, aber nicht so penetrant süß wie Zucker. Drin ist er aber, je Flasche sind´s gut 24 Gramm. Das ist nicht wenig, aber auch nicht mehr, als die meisten anderen Bio-Limos liefern. Aromen findet man keine. Gut so.

 

Bio-Food-Tester-Bewertung: GELB (Abwertung wegen mehr als 20 Gramm Zucker/330 ml)BFT_Ampel_Paprika_gelb

Sinnhaftigkeitsfaktor: mittel

Warum? Gurke als Geschmacksbringer ist echt innovativ, aber Limo muss eigentlich gar nicht sein – viel zu viel Zucker.

 

 

Foto: Sanchon/Petersilchen

Foto: Sanchon/Petersilchen

Brotaufstrich Kichererbse Ingwer von Sanchon

Brotaufstriche enthalten meist Tomate, gemahlene Sonnenblumenkerne, Tofu oder Frischkäse. Dieser hier bringt vor allem Kichererbsen aufs Brot. Die mineralstoffreichen Winzlinge sind nicht nur sehr gesund und sollten wegen der vielen Mineralstoffe und Ballaststoffe öfters gegessen werden, sie schmecken auch oberlecker. Hier werden sie mit Ingwer und Curry gewürzt und bekommen so eine orientalische Note. Üppig ist der Aufstrich schon, aber er wird ja nicht gelöffelt, sondern kommt, wie gesagt, aufs Brot.

Bio-Food-Tester: GRÜN

BFT_Ampel_Paprika_gruenSinnhaftigkeitsfaktor: hoch

Warum? Hülsenfrüchte als Brotaufstrich, das ist gut und mal etwas anderes als der ewige Käse.

 

 

 

Foto: Govinda

Foto: Govinda

Goodel aus Roten Linsen von Govinda

Noch mal: Hülsenfrüchte sind gesund wegen all der Mineral- und Ballaststoffe. Viele mögen sie, können sie aber nicht essen, da sie den Darm grummeln lassen -`jedes Böhnchen ein Tönchen´. Jetzt kommen sie als Nudel auf den Tisch. Drin ist nur fein gemahlenes Linsenmehl, punkt. Das sollte für Empfindliche besser verdaulich sein als die gröberen Linsen. Probieren geht über Studieren. Wer damit klar kommt, kann auch Goodeln aus Kichererbsen und Mungobohnen probieren – das sind ebenfalls Hülsenfrüchte. Zubereitet werden sie wie Nudeln.

Bio-Food-Tester: GRÜN

BFT_Ampel_Paprika_gruenSinnhaftigkeitsfaktor: hoch

Warum? Eine schlaue Idee, und gesund ist´s auch noch.

 

 

 

 

Foto: Herbaria

Foto: Herbaria

Mediterrane Super-Brösel von Herbaria

 Das ist ja mal was ganz anderes: Semmelbrösel mit Geschmack. Sie sind nicht nur als knusprige Panade für Fisch, Fleisch und Gemüse gedacht, sondern auch als Topping für Pasta und Salat oder als Knusperzutat in Bratlingen. Basic ist Bio-Vollkornbrot, das fein gemahlen und mit Rosmarin, Knoblauch, Oregano, Fenchel und Thymian gewürzt wird, alles ist ohne Salz. Neben den mediterranen gibt es auch bayerische Brezen-Brösel, Nordische Brösel mit Dill und Fenchel für Fisch sowie süße Dinkel-Brösel mit Mango, Holunder und Zimt für Desserts.

Bio-Food-Tester: GRÜN

BFT_Ampel_Paprika_gruenSinnhaftigkeitsfaktor: Hoch

Warum: Echt innovativ und bereichernd für die vegetarische und sonstige Küche

 

 

 

 

Foto: Biopolar/Oekofrost

Foto: Biopolar/Oekofrost

Pizza Salami von Biopolar mit Sauerteig

Ein Sauerteig, der 48 Stunden gehen durfte, ist die feine Grundlage dieser Pizza mit Salami. Fermentiert Weizen sehr lange, wird´s bekömmlicher, denn Gluten wird abgebaut. Die Pizza wird regional in einem italienischen Familienbetrieb in Berlin nach neapolitanischer Rezeptur gebacken. Der Mozzarella kommt ebenfalls direkt aus Berlin. Nicht drin sind: Zucker (üblich bei Pizza) und Nitritpökelsalz (üblich in Salami). Die Firma kommuniziert offen, wo´s noch hakt: das für den Teig nötige eiweißreiche Mehl kommt teils aus den USA, die Salami enthält (noch) Ascorbinsäure, die Hefe ist Nicht-Bio.

Bio-Food-Tester: GRÜN

BFT_Ampel_Paprika_gruenSinnhaftigkeitsfaktor: mittel

Warum? Gute Rezeptur, teils regio, aber die Hefe ist nicht Bio und das Mehl kommt von weit her.

 

 

 

Foto: Hänsel & Gretel

Foto: Hänsel & Gretel

Vleischknödel ohne Fleisch von Hänsel & Gretel

Wir norddeutschen Bio-Food-Tester vermissen Knödel ja nicht, ob mit oder ohne Fleisch, aber die Veganer im Süden? Vielleicht sind die neuen Bio-veganen Vleischknödel eine Alternative? Der Knödel selbst ist aus Weizenmehl und Kartoffeln, die Füllung enthält Seitan, also fermentierten Weizen, der kräftig gewürzt ist mit Sojasauce, Knoblauch und Pfeffer. Also sehr bayerisch ist das nicht – also vielleicht doch was für Nordlichter? Die tiefgekühlten Knödel ziehen in Salzwasser knapp 20 Minuten gar.

Bio-Food-Tester: GRÜN BFT_Ampel_Paprika_gruen

Sinnhaftigkeitsfaktor: mittel

Warum? Wenig Fleischknödelfeeling und reichlich verarbeitet – Weißmehl, Kartoffelflocken, Seitan (Weizeneiweiß und Mehl) und zehn weitere Zutaten. Aber keine Zusatzstoffe

 

Foto: Sonnentor

Foto: Sonnentor

Adios Salz ! Gartengemüse von Sonnentor

Auf den ersten Blick ist es nur eine Gemüse-Kräutermischung. Auf den Zweiten aber eine intelligente, denn die Gemüse und Kräuter sind so fein gemahlen und zusammen gestellt, dass Salz erst mal entbehrlich ist. Die Speisen werden einfach z.B. mit dem Gartengemüsemix gewürzt, dann wird gekostet, ob noch Salz ran muss oder es so geht. Oft ist dann nur noch eine Prise am Essen nötig und der Salzgehalt auf dem Teller gering. Gut für alle, die auf Kochsalz achten müssen.

Bio-Food-Tester: GRÜN

BFT_Ampel_Paprika_gruenSinnhaftigkeitsfaktor: Hoch

Warum? Tolle Idee, Hilfe für alle, die weniger Salz essen müssen oder wollen, sehr lecker. Und es sind keine Zusatzstoffe wie etwa Rieselhilfsmittel drin.