Produkt der Woche: Bio-Algenchips Hot Ginger von Kulau

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Knusper-Algen: lecker! Foto: Kulau

Die Algen sind los, könnte man sagen. Vor wenigen Jahren nur etwas für Makrobioten und Asienfans, liegen sie heute in jedem Biosupermarkt. Ob als Alge pur, frisch oder getrocknet, als Algensalat, Zutat in Gewürzsalzen, Pesto und Brühe, als Algen-Spaghetti oder Flocken, fast monatlich kommen neue Algenkreationen auf den Markt. Gegessen werden unter anderem Nori-und Wakame-Algen, Sweet-Komu- und Zuckertangalgen. Für Bioläden kommen sie meist aus bio-zertifziertem Wildwuchs.

Gesund sind Algen vor allem wegen ihres hohen Gehalts an Mineralstoffen und Spurenelementen. Nennenswert ist natürlich das Jod, das täglich aufgenommen werden sollte, aber beim Gros der Bevölkerung zu knapp ist. Von daher ist der Trend zu Algen positiv. Aber man muss auch aufpassen. Algen enthalten teils sehr hohe Jodmengen, man kann also auch schnell mal des Guten zu viel tun.

Wie sieht es bei den neuen Bio-Algenchips Hot Ginger von Kulau aus? Wir haben sie auf der Messe BioNord entdeckt, das Interesse war sehr groß. Inzwischen sind sie im Handel – und – zumindest online – auch schon wieder vergriffen. Wir testen sie dennoch, denn wir finden Algenchips als mögliche Alternative zu Kartoffelchips spannend. Und Nachschub folgt sicher bald.

In die Chips kommt ein Mix aus Algen, Gemüse und Gewürzen. Drin ist erst einmal so genannter Meeressalat, also Algen, mit einem Anteil von 37 Prozent. Um welche Algenart es sich handelt, erfährt man nicht. Außerdem kommen Grünkohl und Spinat in die Tüte, gewürzt mit Chili und Ingwer und etwas Kokosblütenzucker und Kokosöl. Die Chips werden nicht frittiert oder gebacken, nur getrocknet, so sollen empfindliche Inhaltsstoffe geschont werden. Zwar enthalten Algen kaum hitzeempfindliche Substanzen, Mineralstoffe und Spurenelemente sind unempfindlich, und das wärmesensible Vitamin C ist nicht so reichlich drin. Jedoch hat das Trocknen den Vorteil, dass viel weniger Fett in die Chips muss. Nur etwas Kokosöl und Zucker werden zugefügt für den Knuspereffekt. Damit sind sie auch Kalorien-ärmer als herkömmliche Kartoffelchips. Nur 8,5 Gramm Fett sind in 100 Gramm enthalten. Kartoffelchips bestehen hingegen oft zu einem Drittel aus Fett.

Schließlich ist auch die Rezeptur kurz und knapp. Es sind keine Zusatzstoffe, Aromen oder Hefeextrakt enthalten, sie sind sonst üblich bei Chips.

Allein, dass der Jodgehalt nicht deklariert wird, stört uns. Denn beim Algenessen kann man schnell des Guten zu viel tun –  abhängig vom Ausgangsgehalt, der Untersuchungen zufolge zwischen fünf und bis zu 11.000 Milligramm je Kilo Trockengewicht betragen kann. Die Spanne zwischen empfehlenswerter und toxischer Zufuhr ist gering, es bedarf also einer Verzehrempfehlung auf der Packung. Dazu rät das Bundesinstitut für Risikobewertung seit langem.

Kulau hat die Mengenempfehlung jedoch nicht auf der Packung veröffentlicht, nur im Internet. Dort wird geraten, höchstens vier Packungen Bio-Algenchips à 25 Gramm zu essen. Für die fehlende Produkt-Info vergeben wir in der Gesamtbewertung ein Fragezeichen. Auch wenn die Angaben von Jodgehalt und der Verzehrmenge nicht obligatorisch sind, wir halten sie für wichtig, um sich vor übermäßiger Jodzufuhr zu schützen.

Man könnte sagen, wer isst schon mehr als 100 Gramm Algenchips! Doch das kann schon mal passieren. Denn die Algenchips sind geschmacklich top. Schon beim Öffnen der Tüte riecht es aromatisch-würzig nach Ingwer und Chili, grünem Gemüse und leichter Meeresnote, die aber dezent ist. Die Chips sind sehr schön knusprig, so dass der Knusperfaktor klar vorhanden ist. Sie schmecken recht scharf, der Chili dominiert die Rezeptur, aber Spinat und Grünkohl sind auch da, im Kontext mit leichter Süße und Salz. Insgesamt sehr lecker, knackig und würzig.

Wenn man keine typischen Chips erwartet, sondern sich mal auf etwas Neues einlässt, sind die Bio-Algenchips genau richtig.

Nach unserer Bio-Bewertung erhalten die Bio-Algenchips von Kulau die Bewertung Grün?

 

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Auf einen Blick: Bio-Algenchips Hot Ginger von Kulau

Anbieter Kulau
Wie heißt es? Bio-Algenchips Hot Ginger
Preis pro Packung (25 g) 3,49 €
Werbung Gluten-free, „knusprig“, „angenehme Schärfe“
Nährwerte je Packung

(25 g)

Energie: 77 Kcal, Eiweiß: 1,8 g, Fett: 2,1 g, davon gesättigte Fettsäuren: 1,5 g, Kohlenhydrate: 12 g, davon Zucker: 5,8 g, Kochsalz: < 0,1 g
Was steckt drin? 37 % Meeressalat, Spinat, Grünkohl, Ingwer, Kokosblütenzucker, Kartoffelstärke, Kokosöl, Chili,
Alles Bio? ja
Was fällt auf?
  • Die Chips enthalten tatsächlich kaum Fett. Denn sie werden getrocknet, nicht frittiert. Mit 8,5 Gramm je 100 Gramm stecken sie jeden Kartoffelchip in die Tasche.
  • Glutenfrei sind sie lt. Zutatenliste auch. Das sind andere Chips ebenfalls, denn sie werden meist aus Kartoffeln zubereitet. Jedoch enthalten Kartoffelchips teils als Trennmittel etwas Stärke, und die kann aus Weizen sein. Von daher ist der Hinweis „Glutenfrei“ in Ordnung. Hier wird stattdessen Kartoffelstärke verwendet.
  • Die Chips enthalten biozertifizierte Wildalgen von der Galizischen Atlantikküste. Sie machen mit 37 Prozent den Hauptanteil in den Chips aus.
  • Es gibt keinen Hinweis auf den Jodgehalt des Produkts. Das wäre gut, denn die Spanne zwischen gesunder und heikler Jod-Aufnahme ist gering. Im Internet findet sich zwar der Hinweis, dass nicht mehr als vier Packungen à 25 Gramm täglich gegessen werden sollten, aber die Info gibt´s eben nur online, nicht auf der Packung. Zwar ist die Angabe des Jodgehalts nicht vorgeschrieben, jedoch rät das Bundesinstitut für Risikobewertung bei Algenprodukten sowohl zur Angabe des Jodgehalts als auch zur täglichen Algen- und Verzehrsmenge. Wir halten dies ebenfalls für wichtig, damit man nicht in den toxischen Bereich gelangt und somit des Guten zu viel tut. Für die fehlende Info vergeben wir ein Fragezeichen für unvollständige Info – und raten zur Ergänzung auf der Packung. Damit sind de Chips nach unserer Bio-Bewertung Grün? Da die Chips auch Grünkohl und Spinat enthalten, also auch Nicht-Algenprodukte, ist das Risiko des überhöhten Jodverzehrs jedoch nicht so groß – und somit werten wir das Produkt nicht um eine ganze Stufe ab. 
  • Die Chips enthalten keinerlei Zusatzstoffe, sie werden nur mit Chili und Ingwer gewürzt, etwas Kokosblütenzucker und Kokosöl gibt´s für schönes Knusperfeeling. Kartoffelstärke verhindert das Zusammenkleben. Insgesamt aber ein tolles Knabberprodukt.
Wie schmeckt´s?
  • Beim Öffnen der Packung riecht es sehr würzig nach Chili und Ingwer.
  • Die Chips sehen aus wie gehackter und gepresster Spinat, recht ansehnlich also.
  • Im Mund entfalten die Chips ein Geschmacksfeuerwerk, das wirklich beeindruckend ist. Die Gewürze geben den Ton an, es schmeckt aber auch leicht nach Spinat, der Grünkohl bleibt im Hintergrund. Die Algen sind allerdings eher dezent, was bei einem Knuspersnack aber nicht von Nachteil ist, wie wir finden. Dabei sind die Chips leicht süß und nicht so salzig, wie sonst oft, aber sie schmecken schon salzig, Salz, das die Algen mitbringen. Insgesamt sind nur 0,1 Gramm Kochsalz in der Packung, das ist wenig für Chips.
  • Die Schärfe ist ausgeprägt, ob man sie als „angenehm“ empfindet, wie beworben, oder als zu heavy, muss ausprobiert werden. Gerade bei Schärfe geht das Empfinden weit auseinander.
  • Die Chips sind sehr knusprig und sogar krosser als so mancher Kartoffelchip.
Da geht noch was…
  • Angabe des Jodgehalts und der Verzehrmenge.
Bewertung BFT_Ampel_Paprika_gruen?
Grund für Abwertung
  • Fehlende Angabe der Verzehrempfehlung und Jodmenge.

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