Produkt der Woche: Toskana-Bällchen von Aldi Nord
Wir haben schon ein Problem damit, wenn konventionelle Fertiggerichte mit Fleisch auf Bio-Vegan getrimmt werden. Der vegane Hackbraten ist ebenso wenig unser Ding wie die veganen Shrimps und das vegane Tun`fisch´steak. Aber darum geht es nicht. Wenn das Gericht gut gemacht ist, also vom Gesundheitswert stimmt, die Zutaten Bio und vegan sind, sofern „rein pflanzlich“ oder Tierfrei versprochen werden, das Produkt nicht hoch verarbeitet ist und alles auch noch sehr gut schmeckt, kann auch ein Fleischimitat in der Ampel von Bio-Food-Tester „Grün“ bekommen.
Die Toskana-Bällchen von Aldi Nord, die sich Bio-Food-Tester angeguckt hat, gehören nicht dazu. Sie versprechen zwar kein Fleischimitat im Sinne von „nach Hackbällchen Art“, aber Geschmack und Rezeptur sprechen dafür. Die Weizen-Soja-Kugeln in Sauce erinnern schon äußerlich an Hackbällchen in Tomatensauce. Konsistenz und Gewürze sind auch darauf ausgerichtet: Die Weizen-Tofu-Bällchen liegen in einer dickflüssigen Tomatensauce. Und auch die Konsistenz ist fleischartig, sie erinnert an Hackfleisch.
Auch mit den inneren Werten sind wir nicht einverstanden. Das Gericht enthält mit gut drei Gramm Salz je Portion (200 g) schon die Hälfte der Tagesempfehlung für Kochsalz der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Dazu kommen zweieinhalb Teelöffel Zucker, was weit über die Prise Zucker hinaus geht, die gern an eine Tomatensauce gegeben werden, um ihr die Säure zu nehmen. Schließlich ist das Gericht ein reines Zutatensammelsurium. Mehr als 20 verschiedene Zutaten sind in dem kleinen Gericht enthalten. Da ist es unmöglich, einzelne Zutaten herauszuschmecken, die tonangebend sind. Das aber ist wichtig, wenn Kinder mitessen und den maßgeblichen Eigengeschmack eines Gerichts kennen lernen sollen.
Zum Teil handelt es sich zum hoch verarbeitete Zutaten wie isoliertes Weizen- und gehacktes Sojaeiweiß. Von dem vollwertigen Grundsatz „so natürlich wie möglich“ ist dies weit entfernt. Das ist auch das Manko vieler anderer veganer Gerichte. Isolierte Rohstoffe wie Weizen- oder Sojaeiweiß werden mit Gewürzen angereichert und sollen dann so ähnlich wie Fleisch oder Fisch schmecken. Wir sind der Ansicht, dass das kein gangbarer Weg ist, wenn die Ernährung von konventionell auf vegetarisch oder vegan umgestellt werden soll – oder muss. Denn erstens wird dies oft mit zu vielen Zusatzstoffen erkauft. Außerdem sind diese Produkte meist hoch verarbeitet, was einer vollwertigen Ernährung widerspricht.
Aromen, Hefeextrakt und andere Hilfsmittel sind in den Toskana-Bällchen nicht enthalten. Das ist gut. Drin ist reichlich Tomatenmark, das durch Tomate auch geschmacksbildende Glutaminsäure liefert. Außerdem Hefe (nicht Hefeextrakt) und nicht näher definierte Gewürze. Überzeugt hat uns der Geschmack nicht. Pur, ohne Sauce, schmecken die Bällchen fad. Mit Sauce geht es einigermaßen. Sie ist leicht scharf, tomatig, würzig und recht salzig. So mundet das Gericht einigermaßen. Genuss sieht aber anders aus.
Gestört hat uns auch die Packung. In das Kunststoffschälchen aus Polyproplyen würden locker sechs bis acht Bällchen passen, drin sind aber nur vier Stück, dazu etwas Soße. Beim Öffnen war rund ein Drittel der Packung nicht befüllt. Das grenzt an Mogelei und bedeutet viel Müll für wenig Inhalt.
Satt macht eine Packung (200 g) gerade mal eine Person. Sollten vier Erwachsene davon satt werden, müsste man drei, besser vier Schälchen kaufen. Viel Müll und dazu eine teure Mahlzeit. Gut sieben Euro kostet der Spaß dann. Dazu kommen Pasta oder Reis und Gemüse, damit die Mahlzeit komplett wird. Selbermachen wäre billiger.
Was bleibt? Die Toskana-Bällchen sind zwar vegan. Aber von den Zutaten, vom Geschmack und von der Menge sind sie nicht Fisch, nicht Fleisch. In der Ampel von Bio-Food-Tester erhalten die Toskana-Bällchen die Bewertung Rot.
Auf einen Blick: Toskana-Bällchen von Aldi Nord
© Bio-Food-Tester
Abwertung:
(1) Das Produkt enthält zu viel Salz. Je Portion (200 g) wird schon die Hälfte der Tagesempfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung von sechs Gramm verzehrt. Das ist zu viel und führt zur Abwertung um eine Stufe.
(2) Das Produkt enthält zu viel Zucker. Zweieinhalb Teelöffel Zucker gehen über die akzeptierte Prise Zucker hinaus, die auch in der Küche ins Essen gegeben werden. Das führt zur Abwertung um eine Stufe.
(3) Das Gericht ist essbar, der Geschmack aber nicht überzeugend. Wir vergeben dafür ein kleines ?, werten den wenig überzeugenden Geschmack aber nicht um eine ganze Stufe ab.
Ich bin begeistert von dem Produkt.