Biofach 2014: Veganes Müsli und andere Kuriositäten

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Foto: Biofach

Bio ist schon lange nicht mehr einfach nur Bio. Das zeigen die Aussteller der 25. Biofachmesse 2014 in Nürnberg. Die präsentierten Bio-Produkte bieten mehr. Sie kommen teils aus regionaler Erzeugung und werden fair und tiergerecht produziert. Das ist eine gute Entwicklung. Denn Tiere brauchen nicht nur Biofutter, sondern müssen auch artgerecht gehalten werden. Menschen wollen nicht nur in der Bio-Käserei arbeiten, sondern auch anständig bezahlt werden. Und Bioprodukte sollen nicht von überall kommen, sondern nur kurze Transportwege zurücklegen.

Biokost ist jetzt auch oft vegan. Die Produkte sind für Menschen gedacht, die rein gar nichts vom Tier essen möchten, all diejenigen, die keine Lederschuhe tragen wollen und keine Kosmetik benutzen, die Honig oder Gelee Royal enthält. Ohne Frage: Es ist gut, weniger tierisches Eiweiß zu essen und mit dem Einkaufskorb darüber abzustimmen, wie wir uns in den nächsten Jahrzehnten ernähren wollen. Ein hoher pflanzlicher Anteil gehört dazu.

Weniger positiv ist aus unserer Sicht, „dass auf der diesjährigen Biofach vieles extra als Vegan-Produkt ausgelobt wird, was von Natur aus eh vegan ist“, kritisiert Annette Sabersky von Bio-Food-Tester. Das sei Werbung mit Selbstverständlichkeiten.

Im vergangenen Jahr ging es los, 2014 hat sich der Trend fortgesetzt. So gibt es jetzt zahlreiche vegane Müslis wie z.B. „Vegan Plus“ von Rosengarten, obwohl Müslis nie tierische Zutaten enthalten – es sei denn, sie werden mit Joghurtkugeln und Quarkbällchen bespielt. Das ist aber eher selten der Fall. Die Firma Life Food und viele andere Firmen präsentieren vegane Fleischalternativen wie Sojawürstchen, Sojahack und Sojageschnetzeltes, obwohl auch diese Produktgruppe immer schon strikt vegan war, zumindest im Bioladen. Auch Gemüsebrühe (Natur Compagnie), Kindertomatensauce (La Selva) und die Instant-Falafelmischung präsentieren sich „vegan“, dabei sind sie typische vegane Lebensmittel.

Natürlich geht es ums Geschäft. Die Bioanbieter müssen sich neue Nischen suchen, und wenn die Medien nach Regional, Tiergerecht und Fair-Food nun den Vegan-Hype ausrufen, dann wollen sie auch daran verdienen. Das ist ja auch nichts Unanständiges. Doch inakzeptabel finden wir, dass Verbraucher, die sich nicht detailliert in die Veganmaterie einarbeiten, hier hinters Licht geführt werden. Eben, weil immer öfters Lebensmittel als Vegan-Hit präsentiert werden, obwohl es sich um ganz normale, tierfreie Produkte handelt – eben Müsli, Tofuwurst und Gemüsebrühe.

Heikel ist auch, dass sich der neue grüne Trend mit einem Mehr an Zusatzstoffen einhergeht, so Annette Sabersky von Bio-Food-Tester. Gerade Fleischimitate auf Weizeneiweißbasis und Soja strotzen oftmals nur so vor Zusatzstoffen. Stoffe,  die an sich eine E-Nummer tragen müssten, aber meist verklausuliert als „Verdickungsmittel“, „Ascorbinsäure“ oder Natriumnitrit“ gekennzeichnet sind, weil E-Nummern einen schlechten Ruf haben.

Das gilt für viele konventionelle vegane Fleischalternativen, teils aber auch für die mit Bio-Label. Veganen Produkten werden Farb- und Aromastoffe zugesetzt, damit die an sich fade Eiweißmasse überhaupt nach etwas schmeckt. Sie enthalten oftmals einen Zusatz an Hefeextrakt, der Glutaminsäure mit sich bringt, die wiederum den Appetit anregt und so zum Vielessen verführen kann. Bedenklich finden wir nicht zuletzt, dass viele Vegan-Lebensmittel stark verarbeitet sind. Wir denken da nicht so sehr an Müsli und Brotaufstriche, sondern an die Fleischalternativen auf Weizeneiweiß- und Sojabasis. Ob „Pfannengyros“,  „Landjäger“, „Lyoner“, Sprühsahne oder Ei-Ersatz: diese Lebensmittel sind, wenn auch vegan, doch sehr weit von dem entfernt, was der „Vater“ der Vollwerternährung, Werner Kollath, einst empfahl:  „Lasst die Nahrung so natürlich wie möglich“.

Nun wollen wir nicht zurück blicken, sondern nach vorn. Und wünschen uns darum einen ehrlichen Umgang mit veganer Kost. Wenn die Verbraucher merken, dass sie verschaukelt werden, wird veganes Essen nur ein Hype bleiben, statt sich zu einem ernst zu nehmenden Trend zu mausern. Doch das wäre schade. Denn vegan zu Essen ist ja etwas Gutes, so die Zutaten und Herstellungsbedingungen stimmen. Es muss ja nicht jeden Tag etwas Veganes sein.