Produkt der Woche: Pur & Ehrlich Bio Pflanzen Creme

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Aromatisiert und mit konventionellem Palmöl. Foto: Münsterländische Margarine-Werke J. Lülf

Sie sollen das vermeintlich unpraktische Braten mit Öl erleichtern: Pflanzencremes. Denn sie zeigen an, wann das Fett heiß ist (durch die Bläschen, die sich unter Wärme auflösen), sie spritzen nicht und sind leicht zu dosieren. Seit einigen Jahren sind sie im konventionellen Bereich schon auf dem Markt, die Pflanzencremes, die das Braten und Kochen erleichtern sollen. Doch ganz hat sich uns der tatsächliche Vorteil bisher nicht erschlossen. Denn auch mit herkömmlichem Öl lässt es sich unkompliziert Kochen. Um zu prüfen, ob das Öl heiß ist, hält man ein Holzstäbchen hinein. Klettern daran Blasen empor, kann es losgehen. Die Dosierung ist dank der dickflüssigen Konsistenz jedes Öls kein Problem. Spritzen tut´s beim Braten zwar schon mal. Aber das liegt ja oft eher am Fleisch, das zu viel Wasser enthält, als am Öl. Selbst wenn mal was daneben geht, ist das kein Drama. Dann wischt man es weg!

Der angebliche Brat-Komfort der Pflanzencremes wird mit einigen Nachteilen erkauft. Konventionelle Produkte enthalten unerwünschte gehärtete Fette, Aroma- und Farbstoffe und einen Emulgator. Wie sieht es mit Bio-Bratcremes aus?

Auch im Bioladen sind sie angekommen, die Pflanzencremes. Die Pur & Ehrlich Bio Pflanzencreme der Münsterländischen Margarine-Werke J. Lülf wird gerade in vielen Bio-Supermärkten preisreduziert angeboten – und soll so das Kennenlernen erleichtern. Hergestellt wird das Produkt von den Münsterländischen Margarine-Werken. Sie stellen üblicherweise konventionelle Lebensmittel wie Milchdrinks und Margarine her – und auch eine herkömmliche Pflanzencreme namens Smanta.

Bio-Food-Tester hat sich die Pur & Ehrlich Bio Pflanzencreme genauer angesehen. Drin ist vor allem Rapsöl. Das ist günstig wegen der ungesättigten Fettsäuren. Es ist aber auch konventionelles Palmfett enthalten! Das ist völlig inakzeptabel für ein Bio-Produkt und führt zur Abwertung um eine Stufe. Der Rest sind Wasser, Karotten- und Zitronensaft und Zusatzstoffe. Positiv gegenüber herkömmlichen Cremes ist, dass statt des Farbstoffs Carotin Karottensaft eingesetzt wird, statt Säuerungsmitteln mit E-Nummern einfach Zitronensaft. Das sind schon mal einige Vorzüge gegenüber herkömmlichen Pflanzencremes.

Gestört hat uns hingegen, dass der Geschmack von zugesetzten „natürlichen Aromastoffen“ kommt. Denn die Frage ist, ob eine Pflanzencreme anders schmecken muss als das zugrunde liegende Öl? Brate ich mit einem neutral schmeckenden Rapsöl, dann muss ich durch Gewürze Geschmack an die Mahlzeit bringen. Verwende ich Olivenöl, dann gibt das Öl selbst Aroma und es reichen vielleicht etwas Pfeffer und Salz. Ein Zusatz an natürlichen Aromastoffen, die nicht von der namengebenden Pflanzen stammen, sondern von natürlichen Substanzen aller Art, lehnen wir ab. Dafür gibt es  einen Minuspunkt. Ungünstig auch: der Emulgator Sojalezithin. Er stammt aus konventionellem Soja. Inzwischen gibt es aber einen Bio-Emulgator aus Sonnenblumenkernen.

Bio-Food-Tester hat die Bio Pflanzencreme auch in der Praxis getestet. Wir haben sie zum Anbraten von Zwiebeln, Lauch und Karotten verwendet. Der Geschmack ist mild mit leichter Säure im Nachgeschmack. Er erinnert an geschmolzene Margarine. Insgesamt akzeptabel, wenn auch als Bratfett gewöhnungsbedürftig, wird üblicherweise mit Öl gebraten. Der Margarine-Gout bleibt.

In der Ampel von Bio-Food-Tester erhält die Pur & Ehrlich Bio Pflanzencreme die Bewertung Rot. Zur Abwertung führen der Einsatz von Palmfett und natürliche Aromen.

 

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Auf einen Blick: Pur & Ehrlich Bio Pflanzen Creme

 

Anbieter Münsterländische Margarine-Werke J. Lülf
Wie heißt es? Pur & Ehrlich Bio Pflanzen Creme
Preis pro Flasche (500 ml) € 2,69
Werbung „Frei von Laktose und Gluten“, „Ohne gehärtete Fette“, „Vegan“
Nährwerte je Portion (100g) Energie: 739 Kcal, Eiweiß: 0,1 g, Fett: 82 g, Kohlenhydrate: 0,1 g, davon Zucker: 0,1 g, Kochsalz: 1 g
Was steckt drin? Rapsöl, Trinkwasser, Palmfett, Speisesalz, Emulgator: Sojalecithin, Karottensaft, Zitronensaft, natürliches Aroma
Alles Bio? Nein. Nicht: Palmfett !, Emulgator Sojalezithin, natürliches Aroma
Was fällt auf? Die Pflanzencreme ist tatsächlich ohne Gluten, Laktose und ohne gehärtete Fette. Jedoch sind Weizen und Milchprodukte in Pflanzencremes eh unüblich, so dass dies Werbungen mit Selbstverständlichkeiten sind.

Rapsöl ist das hauptsächlich enthaltene Fett, es ist ungehärtet. Das ist ein Vorteil gegenüber konventionellen Pflanzencremes, die meist gehärtete Fette enthalten. Hier ist aber auch konventionelles ! Palmfett drin! Das ist völig inakzeptabel für ein Bio-Produkt und führt zur Abwertung um eine Stufe.
Herkömmliche Pflanzencremes haben, anders als diese Bio-Variante, auch einen Zusatz an Vitamin A und D, an Säuerungsmitteln und an dem Farbstoff Carotin, die hier fehlen. Das ist positiv.

Die Bio Pflanzen Creme enthält jedoch wie auch die Konventionellen natürliches Aroma. Das ist unnötig, da Rapsöl nun einmal wenig Eigengeschmack hat und kein Aroma hinein gegeben werden sollte, das natürlicherweise nicht drin ist. Dafür gibt es in der Ampel von Bio-Food-Tester Punktabzug um eine Stufe.

Der Emulgator ist aus konventionellem Soja. Inzwischen gibt es aber auch Emulgatoren aus Bio-Sonnenblumenkernen. Bio wäre hier also möglich.

Wie schmeckt´s? Leicht buttrig, nicht ölig, mild. Wie flüssige Margarine.

Insgesamt geschmacklich akzeptabel, wenn auch mit Hilfe von natürlichen Aromen.

Da geht noch was… Verwendung von Bio-Palmfett!

Verzicht auf natürliches Aroma.

Bio-Emulgator

Bewertung Mehr Rot geht nicht: Currywurst von Naba Feinkost
Grund für Abwertung (1) (2)

 

Abwertung:

(1) Das Produkt enthält natürliches Aroma, das aus natürlichen Rohstoffen aller Art stammen darf, aber nicht aus der namen-gebenden Pflanze kommen muss. Damit wird der natürliche Geschmack des Produkts verfremdet. Aroma sollte ein Produkt durch Gewürze, Extrakte oder eben das natürliche namengebende Aroma bekommen.

(2) Das Produkt enthält konventionelles Palmfett, das in der Regel mit Raubbau an der Natur gewonnen wird. In einem Bio-Produkt ist es völlig inakzeptabel. Sonst natürlich auch.

 © Bio-Food-Tester