Produkt der Woche: Piment D` Espelette A.O.P. von Lebensbaum
An sich testen wir keine Mono-Lebensmittel, also Nudeln, Kaffee oder Quark. Denn sie bestehen nur aus einer Zutat, eben Mehl (plus Wasser = Nudeln), Kaffee oder Milch – und sind, sofern der Rohstoff Bio ist und sie schmecken, nach unseren Kriterien in Ordnung. Auch wenn wir, darauf sei hingewiesen, natürlich immer nur etwas zu Zutaten, Zusatzstoffen, Nährwert und Geschmack sagen können, nicht zur Schadstoffbelastung eines Produkts. Untersuchungen dazu machen andere Tester, und das ist gut so, denn Bio-Produkte (und auch alle anderen) sollten natürlich unbelastet sein.
Wir setzen den Focus also auf verarbeitete Bio-Produkte wie Fruchtjoghurts, Backmischungen und Softdrinks, die mehrere Zutaten und Zusatzstoffe enthalten und auch vom Nährwert her zu diskutieren sind. Ab und zu machen wir aber eine Ausnahme. Dann, wenn wir auf ein Produkt treffen, das wir besonders erwähnenswert finden.
Das alles ist nun der Fall. Uns lief kürzlich das Gewürz Piment D` Espelette A.O.P. von Lebensbaum über den Weg. Ein laut Definition eher milder Chilli, der nur in zehn baskischen Dörfern angebaut werden darf, der Region Espelette. Einem Gebiet übrigens, in dem das Gewürz nicht nur kultiviert, sondern auch zelebriert, gefeiert und damit gekocht wird. Es ist also eine echte lokale Spezialität, die sich auch in den drei Buchstaben A.O.P niederschlägt: Appellation d´Origine Protégée.
Lebensbaum hat sie nun in einem kleinen Gläschen in Bio-Qualität nach Deutschland geholt. Bisher gibt es nur wenige Erzeuger, die hier überhaupt konsequent biologisch arbeiten und somit auch nur wenige Produkte mit Bio-Label. Nach Angaben von Ramuntxo Olhagaray, der für Lebensbaum das rote Bio-Piment erzeugt, gibt es rund um Espelette nur elf Bio-Landwirte.
Ins Glas kommt nur grob gemahlener Bio-Chili, genauer gesagt die Sorte Gorria, die botanisch zur Familie Capsicum annuum gehört. Also kein Salz und auch keine Streckmittel. All das wäre nach den Richtlinien für Piment D´ Espelette AOP auch gar nicht erlaubt und würde den Geschmack verfälschen. Ob es aber nicht doch gemacht wird, sei dahingestellt. Denn, wo 50 Gramm Gewürz wie hier fast 15 Euro kosten (oder je Kilo 300 €), sind Schummler vermutlich nicht weit.
Dass das Gewürz so teuer ist liegt an der geringen Ausbeute – und viel Handarbeit. Rund acht Kilo Chillischoten sind nötig, um ein Kilo Gewürz zu erhalten. Der Anbau erfolgt von der Aussaat des Gewürzes bis zum Abfüllen auf einem Hof. Die Chargen werden also nicht vermischt, jeder Landwirt macht sein eigenes Ding.
Ein Problem ist allerdings, dass der gemahlene Chilli relativ schnell an Geschmack und Farbe verliert, weshalb auf dem Glas auch steht: „nach dem Öffnen zügig verbrauchen“. Da man wegen der Schärfe aber nur wenig Chili verwendet und hierzulande nicht täglich damit kocht, wäre ggf. ein kleineres Glas sinnvoll.
Oder man gibt einfach Freunden die Hälfte ab. Denn es ist schon ein besonderer Chilli. Wer Probleme mit der Schärfe von Cayenne & Co. hat darf hier gern – vorsichtig – probieren. Natürlich ist auch dieser Chilli scharf, aber man gerät nicht gleich in Schweiß, wenn mal ein bisschen zu viel auf dem Omelette oder Frischkäse landet. Zugleich mundet er fruchtig und der Geschmack der frischen Chillischote kommt sehr gut durch. Insgesamt ein tolles Gewürz, das vielleicht doch schnell alle ist, weil man davon nicht so einfach wieder los kommt. Oder sich daran gewöhnt. Im Baskenland wir Piment D `Espelette großzügig wie Pfeffer verwendet.
In der Ampel von Bio-Food-Tester erhält Piment D` Espelette A.O.P. von Lebensbaum die Bewertung Grün.
Auf einen Blick: Piment D` Espelette A.O.P.
© Bio-Food-Tester