Produkt der Woche: Gut Bio Bratwurst von Aldi Nord

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Mit Aldi-Transparenz-Code. Hält er, was er verspricht? Foto: Aldi

Die Temperaturen steigen. Und allerorten werden die Grills angeworfen. So auch bei Bio-Food-Tester. Geben wir – neben Gemüse und Kartoffeln – doch einmal das Aldi Gut Bio Fleischsortiment drauf und gucken, wie´s schmeckt. Und wo´s herkommt. Und was drin ist? Aldi Nord kennzeichnet außerdem die Gut Bio Bratwurst mit dem ATI-Siegel, was für Aldi Transparenz-Code steht.

Darum hat Bio-Food-Tester sich sie näher angeguckt, die Gut Bio Bratwurst grob. Zunächst galt der Blick den auf der Verpackung angegebenen Zutaten. Es ist eine überschaubare Wurstrezeptur, die neben 90 Prozent Schweinefleisch noch Gewürze und Kräuter, jodiertes Speisesalz, etwas Zucker sowie den Stabilisator E 331 (Natriumcitrate) enthält. Eingepackt ist die Wurst in einen Darm vom Schaf, der aber nicht Bio ist.

Von den Zutaten her haben wir an den Würstchen nicht zu bemängeln. Der Zusatzstoff E 331 ist laut EU-Öko-VO erlaubt. Das heißt zwar nicht, dass wir generell damit einverstanden sind. Aber hier säuert er den Wurstteig und stabilisiert ihn damit. Damit kann auf das problematische Nitritprökelsalz verzichtet werden, das aber auch nur in Bio-Rohwurst gestattet ist.

Der Fettgehalt und auch die mehrfach gesättigten Fette sind wie bei jeder Wurst hoch. Das bemängeln wir nicht, denn Bratwurst ist nun mal üppig.

Was uns jedoch nicht gefällt ist, was auf der Vorderseite der Packung angegeben wird: dass der Verzehr einer Bratwurst nur zu sieben Prozent zur täglichen Kalorienzufuhr beiträgt. Das klingt wenig, ist aber irritierend, da hier als Essportion ein Würstchen von 50 Gramm angenommen wird. Jedoch verputzen wohl selbst Kinder mindestens zwei Würstchen, wenn nicht gar drei oder vier. Außerdem wird die Kalorienaufnahme eines Erwachsenen von 2000 Kcal angenommen, was wenig ist und Kinder nicht berücksichtigt. Für die inakzeptable, wie unrealistische Bezugsgröße vergeben wir ein kleines Fragezeichen. Damit ist die Gut Bio Bratwurst von Aldi Nord nach unserer Bio-Bewertung Grün ?

Der ATI, also der Aldi Tranparenz Code, bringt uns auch nicht weiter. So löblich der Ansatz ist, die Herkunft der Zutaten transparent zu machen: nach der Recherche sind wir auch kaum schlauer. Als Ort der Aufzucht für das Schweinefleisch wir pauschal „Deutschland“ angegeben, für die Schlachtung und Zerlegung sind gleich mehrere Orte in Deutschland,von Ost bis Süd, aufgelistet: München und das ostdeutsche Malchin. Allein, dass die Firma Willms aus Weisswasser (Oberlausitz) mit der Verarbeitung betraut wurde, bringt uns den Lieferanten und damit die Wurst ein bisschen näher. Wünschenswert wären genaue Angaben zu allen Firmen, die an der Herstellung beteiligt sind. Auch werden keine Aussagen über die Herkunft der Gewürze und Kräuter gemacht. Das ist bei Herkunftsnachweisen zwar unüblich, wäre aber dennoch interessant.

Geschmacklich sind die Bratwürste in Ordnung, Wir haben sie ganz klassisch auf den Grill gegeben und dann mit Ketchup gegessen. Zwar sind die Gewürze nicht herausragend „fein abgestimmt“, wie beworben. Auch mundet die Wurst trotz viel Fett etwas trocken. Aber für eine einfache Grillwurst ist´s in Ordnung.

Nach unserer Bio-Bewertung ist die Gut Bio Bratwurst grob von Aldi Nord Grün?

 

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Auf einen Blick: Bratwurst grob, fein abgeschmeckt von Aldi Nord

Anbieter Aldi Nord
Wie heißt es? Bratwurst, grob
Preis pro Packung (200 g, 4 Stück) 2,49 €
Werbung „fein abgeschmeckt“, „Aldi-Transparenz-Code“ (ATC)
Nährwerte je 100 g Energie: 274 Kcal, Eiweiß: 14,3 g, Fett: 23,5 g, davon gesättigte Fettsäuren: 9,4 g, Kohlenhydrate: 1 g, davon Zucker: 1 g, Kochsalz: 2 g
Was steckt drin? Schweinefleisch 90 %, Trinkwasser, jodiertes Speisesalz (Speisesalz, Kaliumjodat), Dextrose, Gewürze, Stabilisator: Natriumcitrate, Kräuter, Schafssaitling
Alles Bio? Nein. Nicht: Jod, Natriumcitrate, Schafsaitling
Was fällt auf?
  • Laut Angaben auf der Packung liefert eine Bratwurst (50 g) 137 Kilokalorien. Das seien sieben Prozent des Tagesenergiebedarfs eines Erwachsenen (2000 Kcal), schreibt Aldi. Das stimmt zwar, aber erstens wird niemand von nur einer Wurst satt – beim Grillen werden mindestens zwei oder drei fällig; sie sind ja klein. Zweitens ist eine Kalorienzufuhr von 2000 Kalorien am Tag recht knapp kalkuliert. Diese Energiezufuhr wäre zwar wünschenswert, ist aber kaum realistisch – für diejenigen, die körperlich arbeiten oder mit dem Rad zur Arbeit fahren.
  • Drittens essen gerade Kinder gerne Bratwurst. Sie werden hier aber überhaupt nicht berücksichtigt.
  • Die unrealistische Bezugsgröße täuscht auch darüber hinweg, dass der Fettgehalt wie bei jeder Wurst recht hoch ist. Je 100 Gramm oder zwei Stück, was wir für das Wurst-Minimum eines Kindes halten, nimmt man 23,5 Gramm Fett auf. Das ist schon gut ein Viertel der empfohlenen Tagesfettzufuhr. Ungünstig auch, dass ein Drittel unerwünschte gesättigte Fettsäuren sind. Wir werten Fette und Fettgehalt zwar nicht ab, da Wurst meist fettreich ist, raten aber zum maßvollen Verzehr.
  • Ein kleines Fragezeichen vergeben wir aber für nicht realistische Bezugsgrößen bzw. Portionen von 50 Gramm Wurst. Damit ist die Bratwurst in der Bio-Bewertung von uns Grün ?
  • Die Zutatenliste ist übersichtlich, was uns gefällt. Neben 90 Prozent Bio-Schweinefleisch ist Wasser drin, außerdem jodiertes Speisesalz, Zucker, Gewürze und Kräuter sowie zur Haltbarmachung bzw. Stabilisierung der Zusatzstoff Natriumcitrate (E331). Er ist nach EU-Öko-VO erlaubt. Wir sehen ihn weniger kritisch als die ebenfalls säuernde Zitronensäure (E 330), die den Zahnschmelz angreift und, wenn in größerer Menge verzehrt, laut Öko-Test-E-Nummernliste die Aufnahme von Aluminium, Blei und Radionuklide im Darm erhöht.
  • Prima finden wir vom Grundsatz her den ATC-Code auf der Verpackung. Er steht für Aldi Transparenz Code. Mittels des auf der Packung aufgedruckten Codes sollen Kunden mehr über die Herkunft der Zutaten des Produkts erfahren. Wir haben den Code eingegeben und festgestellt, dass das Fleisch aus Deutschland kommt. Das ist wenig aussagekräftig, denn die Republik ist groß und welcher Hof dahinter steht wüssten Bio-Kunden schon gerne. Für die Schlachtung werden gleich zwei Orte angegeben, die von Malchin in Mc Pomm bis Bayern reichen. Dasselbe gilt für die Zerlegung. Angegeben werden das in der Oberlausitz befindliche Weisswasser und München. Verarbeitet wird auch in Weisswasser, wo sich das mittelständische Unternehmen Willms befindet, das aus dem Fleisch die Wurst macht.
  • Sollten tatsächlich alle diese Orte angesteuert werden, um vier 50-Gramm-Würstchen zu produzieren, wäre das wenig ökologisch. Da die Würschtel nur bei Aldi-Süd angeboten, nicht bei Aldi Süd, müssen wir davon ausgehen, dass das Bio-Fleisch tatsächlich aus verschiedenen Quellen stammt und darum so ein großer Radius angegeben wird.  So begrüßenswert der ATC ist. Mehr Transparenz wäre gut. Weniger  Lebensmitteltourismus auch. Wir werten dies zwar nicht ab, denn grundsätzlich gefällt es uns, dass Aldi die Herkunft der Rohstoffe der Bratwurst öffentlich macht. Jedoch erwarten wir mehr aussagekräftige Informationen. So bleiben die Angaben beliebig. Interessierte Verbraucher müssten sich also erst über die Postleitzahlen zu den möglchen Verarbeitungsbetrieben klicken, um nähreres zu erfahren. Dennoch: Seit 2015 ist nur für frisches und TK-Fleisch im Stück gesetzlich vorgeschrieben, dass die Herkunft öffentlich gemacht werden muss, nicht für Wurstwaren. Aldis Ansatz ist daher vom Grundsatz her gut.
Wie schmeckt´s?
  • Wir haben die Würstchen auf den Grill gelegt und dort ein paar Minuten von jeder Seite geschmurgelt.
  • Sie munden wie ganz normale Bratwürste.  „Fein abgeschmeckt“, wie beworben, sind sie zwar nicht. Aber insgesamt schmecken sie recht akzeptabel,
  • Für knapp 2,50 € /200 g ist es auch eine preislich akzeptable, weil nicht zu billige, Grillwurst.
Da geht noch was…
  • Realistische Portionsgrößen für Nährwertberechnung.
  • Genauerer Herkunftsnachweis.
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Grund für Abwertung
  •  Unrealistische Bezugsgröße für die Nährwertberechnung (50 g/Portion)

 © Bio-Food-Tester