Produkt der Woche: Gefüllte Multi-Frucht Bonbons von Bodeta

Bonbons_Multi-Frucht

Foto: Violey

Manchmal fragt man sich schon, was denn hier bitteschön Bio ist. Da werden Bioprodukte quasi nach den Rezepturen konventioneller Lebensmittel hergestellt, wenn auch mit Öko-Zutaten. Da ist zwar schon mal was, aber eben nicht alles. Denn ein Bio-Lebensmittel sollte auch möglichst wenig verarbeitet sein, keine unnötigen Zusatzstoffe enthalten, nach echten Aromen schmecken und einen guten Nährwert haben. Immer öfters ist das aber nicht der Fall, ob bei Bio-Saucen, Bio-Pizzen oder Öko-Fertiggerichten.

Bei den Bio-Süßigkeiten sieht es nicht besser aus. Da werden Fruchtgummis hergestellt, die noch süßer sind als konventionelle und Schokolade mit minderwertigen natürlichen Aromastoffen. Oder Bonbons. Natürlich bestehen sie vor allem aus Zucker. Das ist so, denn sonst wären es keine Bonbons. Alternativen mit kalorienfreien Zuckerersatzstoffen, etwa Stevia, haben sich noch nicht so durchgesetzt. Aber sie sind teils auch derart aromatisiert, dass die Frage erlaubt sei, was denn hier noch Bio ist.

Bio-Food-Tester hat diese Woche in die Bonbontüte gegriffen und sich die Multi-Frucht-Bonbons von Bodeta schmecken gelassen. Sie bestehen vor allem aus Zucker bzw. Glucosesirup, das war nicht anders zu erwarten. Was uns aber überrascht hat sind die deklarierten „Aromen“. Nach geltendem Recht können sich dahinter Aromastoffe aller Art verbergen, auch synthetische. Sie sind für Bio-Lebensmittel aber nicht erlaubt. Gestattet sind aber „natürliche Aromastoffe“. Wir haben über sie schon mehrfach berichtet. Es sind jene Aromen, die zwar aus der Natur kommen, aber nicht aus der Frucht oder dem Gewürz, das man beim jeweiligen Produkt erwarten würde, sondern aus irgendeinem natürlichen Stoff, etwa Baumrinde.

Die Aromen können auch aus Blättern und Holzstoffen gewonnen werden, gern mit Hilfe von Mikroorganismen im Labor. Das hat dann nichts mehr mit „Bio“ oder „Natur“ zu tun, sondern ist eine stark verarbeitete Zutat, die in Biokost nichts verloren hat. Wir lehnen natürliche Aromen ab, weil sie den Geschmackssinn in die Irre leiten. Wer einen Himbeerbonbon isst und ein Aroma lutscht, das unter anderem aus Zedernholz gewonnen wird, lernt einen falschen Geschmack. Das ist gerade für Kinder heikel, die ihr Geschmacksempfinden noch schulen.

Bei den Multi-Frucht Bonbons erwarten würden wir: Multi-Frucht, und genauer: Himbeeren, Erdbeeren, Brombeeren und schwarze Johannesbeeren – denn das sind die Früchte, die auf der Verpackung zu sehen sind. Doch drin ist schlicht „Aroma“. Dafür gibt es Punktabzug.

Nicht gefallen hat uns auch, dass auf der Packung leckere Früchte zu sehen sind, die aber in der Zutatenliste kein Pendent finden. Dort sind nur aufgeführt: Glucosesirup, Zucker, Säuerungsmittel Citronensäure, Aromen und Aroniasaftkonzentrat. Also keine einzige Himbeere und Erdbeere, Brombeere und schwarze Johannisbeere. Fruchtig ist hier lediglich das Aroniasaftkonzentrat, das aber zum Färben eingesetzt wird, nicht für den Geschmack. Für diese Verwirrung gibt es nochmals Punktabzug.

Damit erhalten die Multi-Frucht Bonbons in der Ampel von Bio-Food-Tester die Bewertung Rot.

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Schmecken tun sie aber gar nicht so schlecht. Nicht so süß, fruchtig, wenn auch nicht beeren-fruchtig, mit leichter Säure. Das ist in Ordnung und eine Verbesserung zu den oft überaromatisierten konventionellen und auch Bio-Bonbons. Immerhin.

 

Auf einen Blick: Gefüllte Multi-Frucht Bonbons

Anbieter Bodeta Süßwaren
Wie heißt es? Gefüllte Multi-Frucht Bonbons
Preis pro Tüte (75 g) 1,29 €
Werbung „Genuss pur“
Nährwerte je 100 g Energie: 378 Kcal, Eiweiß: < 0,1g, Fett: < 0,1 g, Kohlenhydrate: 94 g, davon Zucker: 71 g.
Was steckt drin? Glucosesirup, Zucker, Säuerungsmittel Citronensäure, Aromen, färbendes Aroniasaftkonzentrat
Alles Bio? Nein ( Nicht: Citronensäure, Aromen)
Was fällt auf? Die Bonbons nennen sich „Multi Frucht“. Auf der Tüte abgebildet sind verschiedene Beeren wie Him- und Brombeeren, schwarze Johannesbeeren sowie Erdbeeren. Die Bonbons werden jedoch nicht mit einem Fruchtkonzentrat aromatisiert, was man bei einem Bio-Frucht-Bonbon erwarten würde. Die einzige Frucht, die enthalten ist, ist das Aroniasaftkonzentrat, das aber nur zum Färben der Bonbons dient. Weil das Bild auf der Verpackung einen Inhalt suggeriert, der so nicht gegeben ist, gibt es einmal Punktabzug. Die „Multi Frucht“ stammt fast ausschließlich aus zugesetzten Aromen, die auf dem Etikett noch nicht mal näher bezeichnet werden. Vermutlich handelt es sich um natürliche Aromen im Sinne der EU-Aromen-Verordnung. Sie fordert, dass „natürliche Aromen“ aus der Natur stammen müssen, aber nicht von z.B. realen Früchten oder Gewürzen oder wie bei diesen Bonbons von den abgebildeten Beerenfrüchten. Sie können auch von Holzstoffen oder Blättern aller Art kommen. Weil so falsche Aromen gelernt werden, der Geschmackssinn also in die Irre geführt wird, und man dies zudem nicht in einem Bio-Bonbon erwartet, gibt es nochmals Punktabzug. Kinder sollen den natürlichen Geschmack von Früchten und Gewürzen kennenlernen und keinen Mix unbekannter Herkunft.Das Bonbon besteht zu 71 Prozent aus Glucosesirup und Zucker. Das ist normal für ein Bonbon und wird nicht abgewertet, da es sich um eine Süßigkeit handelt.
Wie schmeckt´s? Fruchtig mit leichter Säure, nicht zu süß. Das Aroma ist undefinierbar und keiner bestimmten Frucht zuzuordnen. Das Bonbon ist zwar nicht „Genuss pur“, wie versprochen, aber geschmacklich durchaus akzeptabel. Und es schmeckt auch nicht so künstlich wie manch anderes Bonbon.
Da geht noch was… Die Aromen sollten aus Früchten stammen, also aus z.B. Himbeeren  und Brombeeren. Die Verpackung sollte keine Früchte zeigen, die nicht enthalten sind.
Bewertung BFT_Ampel_Paprika_rot_neu
Grund für Abwertung (1) (2)

 © Bio-Food-Tester

Abwertung

(1)   Abwertung des Produkts wegen des Einsatzes „nicht natürlicher“ Aromen, die zwar aus der Natur stammen, aber nicht aus der jeweiligen abgebildeten Frucht, hier Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren und schwarze Johannisbeeren. Das kann den Geschmackssinn insbesondere von Kindern irritieren, die das natürliche Aroma der jeweiligen Lebensmittel kennen lernen sollten und keine Imitate.

(2)   Die Verpackung verspricht einen Inhalt, der so nicht vorhanden ist. Sie zeigt knackige Früchte, enthalten sind aber nur nicht näher beschriebene „Aromen“.