Produkt der Woche: Bio Schinken Spicker Bärlauch Lyoner von Rügendwalder Mühle
Lange Zeit verkaufte der Wurstkonzern Rügenwalder nur Fleischwaren. Dann kamen die Veggi-Produkte dazu, die einen Senkrechtstart hinlegten. Seit Juli 2017 sind nun die ersten Bio-Produkte von Rügenwalder auf den Markt.
Grundsätzlich finden wir es gut, wenn ein konventioneller Wurstkonzern auch Bio-Produkte anbietet. Denn dadurch kann sich die Verzehrmenge an konventionellen Fleischwaren nur reduzieren und Bio-Tierhaltung gefördert werden. Dass aber auch Bio-Fleisch ohne Verbandlogo in der Regel aus einer Art Massentierhaltung kommt, sollte dabei nicht vergessen werden.
Bisher gibt es von Rügendwalder zwei Bio-Produkte, eine Pur-Mortadella und eine mit Bärlauch. Bei Bio-Food-Tester auf den Prüfstand kommt diese Woche die mit Bärlauch. Drin ist vor allem Schweinefleisch, dazu Bärlauch (3 %) sowie verschiedene Zusatzstoffe, darunter Natriumnitrit. Diesen Pökelstoff werten wir ab, da er im Verdacht steht, krebserregend zu sein (s.u.). Wir halten den Einsatz für nicht zeitgemäß, da es auch Bio-Wurstwaren ohne den Zusatzstoff gibt. Nachteil ist, dass sich die Wurst dann nach dem Öffnen ein wenig verfärbt, was manche Verbraucher nicht wollen. Gesundheit geht aber vor Schönheit, darum ist der Bio-Schinken Spicker nach unserer Bio-Bewertung „Gelb“.
Der Salzgehalt ist mit 2,6 Gramm je 100 Gramm recht hoch für eine Fleischwurst, jedoch viel geringer als vergleichsweise in Salami. Da die Scheiben des Spickers schön dünn sind erleichtert dies die sparsame Portionierung.
Woher das Fleisch der Bio-Wurst kommt, bleibt unklar. Zwar benennt Rügenwalder für den Bezug als Länder Deutschland und Dänemark. Die Herkunftssuche im Internet ist jedoch unergiebig. Dort soll sich anhand des MHD verfolgen lassen, aus welchem Ort das Fleisch kommt. Jedoch können hier als potentielle Konzerne nur Tönnies Danish Crown angegklickt werden – die erstens beide nicht für Bio-Fleisch stehen und zweitens viel zu unspezifisch wären, sofern sie Rügenwalder das Bio-Fleisch liefern. Diese vermeintliche Transparenz hilft also leider nicht weiter.
Geschmacklich sind wir mit der Bio-Wurst einverstanden. Sie riecht intensiv nach Bärlauch und schmeckt auch danach. Das tut der ansonsten eher faden Brühwurst gut. Jedoch mundet sie auch recht salzig, so dass sich schnell das Durstgefühl bemerkbar macht. Wir raten darum zum mäßigen Verzehr. Insgesamt aber lecker und geschmacklich kaum von der Veggi-Variante zu unterscheiden…
Nicht auf der Packung, aber im Internet betont Rügenwalder, dass die Wurst ohne Geschmacksverstärker und Farbstoffe sei. Zwar schreibt der Anbieter: „…das loben wir im Qualitätssiegel von SGS INSTITUT FRESENIUS aber nicht extra aus, weil es generell für Biowurst gilt und daher Werbung mit Selbstverständlichkeiten wäre“. Jedoch halten wir selbst den Hinweis für unnötig, eben weil diese Zusatzstoffe für Bio-Lebensmittel nicht erlaubt sind. Es entsteht vielmehr der Eindruck, dass das Unternehmen einen Weg sucht, den Zusatzstoffverzicht zu benennen ohne dass eine echte `Werbung mit Selbstverständlichkeiten´ daraus wird. Für diese Unschärfe vergeben wir unser kleines Fragezeichen. Damit ist das Produkt nach unserer Bio-Bewertung „Gelb?“
Auf einen Blick: Bio Schinken Spicker Bärlauch Lyoner von Rügendwalder Mühle
(1)Das Produkt enthält den Zusatzstoff Natriumnitrit, der für Bio-Wurst zwar erlaubt ist, aber es gibt ein Restrisiko in Bezug auf die Entstehung von Krebs. Da es außerdem Bio-Brühwurst ohne den Zusatzstoff gibt, die Herstellung also möglich ist, werten wir das Produkt ab (Gelb). Den Hinweis auf den Verzicht nicht erlaubter Zusatzstoffe für Bio-Produkte auf der Rügenwalder-Website werten wir als Werbung mit Selbstverständlichkeit (Abwertung und Vergabe des kleinen Fragezeichens).
© Bio-Food-Tester