Produkt der Woche: Bio-Farmerkrusti von Aldi Nord

Kein Gaumenschmaus. Da helfen auch die Aromen nichts. Foto: BFT

Wenn´s morgens nach frisch gebackenen Brötchen duftet, kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. Auch wenn sie nur aufgebacken sind, läuft das Wasser im Mund zusammen – bei dem Duft! Die Röststoffe von Backwaren erzeugen, so wie auch die von Kaffee und Espresso, nun mal ein unwiderstehliches Aroma.

Schön, wenn der Duft von natürlichen Zutaten stammt. Bei Kaffee muss man nicht so sehr Gefahr laufen, dass noch extra Kaffeearoma in die Bohnen gepresst wird – auch wenn ein Markenanbieter vor Jahren mal versucht hatte, das typische Kaffeearoma durch den Zusatz von Malzzucker anzuheben und das Ganze als „mild“ titulierte. Doch das hat sich zum Glück nicht durchgesetzt.

Bei Brötchen zum Aufbacken sollte dies auch nicht sein. Denn der Geruch und Geschmack eines frisch gebackenen Teiges kommt durch das Erhitzen sozusagen von selbst. Umso erstaunter waren wir, als wir beim Testeinkauf „natürliches Aroma“ in allen Bio-Aufbackbrötchen von Aldi Nord fanden. Ein Grund für uns, die Bio-Farmerkrusti diese Woche bei Bio-Food-Tester auf den Prüfstand zu stellen.

Die Rezeptur ist für ein Fertigproduktrecht recht überschaubar. Neben Weizenmehl, Hartweizengrieß und Trinkwasser ist noch Roggenmehl, Speisesalz und Hefe drin. Danach könnte Schluss sein, denn mit diesen Zutaten ließe sich schon ein einfaches Brötchen backen. Aber die Rezeptur zeigt auch noch: Gerstenmalzmehl, Zucker, Malzextrakt (Gerstenmalz, Wasser), Emulgator: Sojalecithine; Sonnenblumenöl, Vollmilchpulver, Branntweinessig und natürliches Aroma. Malzprodukte sind in Backwaren nicht unüblich, die Prise Zucker und ein wenig Öl halten wir auch für akzeptabel. Jedoch finden wir das zugesetzte „natürlichen Aroma“ völlig unnötig. Denn der frische Brötchenduft wird sich durch das Backen des Teiges unweigerlich in der Wohnung ausbreiten. Und aus geschmacklichen Gründen braucht´s dafür auch  keinen Aromastoff. Denn Brötchen vom Typ Ciabatta schmecken immer etwas lasch. Das können sie auch, denn darauf kommt ja meist noch etwas Butter und Marmelade oder Käse. Wer ein aromatischeres Brot oder Brötchen möchte, wird ein Dunkles wählen, Roggenvollkorn zum Beispiel.

Zudem kritisieren wir, dass natürliches Aroma aus irgendwelchen Naturstoffen gewonnen wird, die aber mit dem namenhaften Lebensmittel, hier Brot, nichts gemein haben. Und auch nicht können, denn in der Natur gibt es nun mal kein Brötchenaroma. Der gute Geschmack muss durch Auswahl hochwertiger Zutaten und eine gute Rezeptur im Backvorgang entstehen.

Für die Verwendung von „natürlichem Aroma“ gibt es Punkt Abzug um eine Stufe. Damit sind die Brötchen „Gelb“.

Besonders eindrucksvoll sind die Bio-Farmerkrustis auch geschmacklich nicht. Nach dem Backen sind sie akzeptabel, sie werden aber schnell lasch und das Knusperaroma ist dahin. Aromastoff hin oder her.

In der Bio-Food-Ampel von Bio-Food-Tester erhalten die Bio-Farmerkrustis die Bewertung Gelb.

Auf einen Blick: Bio-Farmerkrusti von Aldi Nord

Anbieter	Aldi Nord
Wie heißt es?	Bio-Farmerkrusti
Preis pro Packung (320 g)	1,49 €
Werbung	„Zum Fertigbacken“, „kontrolliert ökologische Erzeugung“
Nährwerte je Brötchen (80 g)	Energie: 200 Kcal, Eiweiß: 6,2 g, Fett: 1 g, gesättigte Fettsäuren: 0,2 g, Kohlenhydrate: 40,3 g, davon Zucker: 2,9 g, Kochsalz: 1,3 g
Was steckt drin?	Weizenmehl, Trinkwasser, Hartweizengrieß, Roggenmehl, Speisesalz, Hefe, Gerstenmalzmehl, Zucker, Malzextrakt (Gerstenmalz, Wasser), Emulgator: Sojalecithine; Sonnenblumenöl, Vollmilchpulver, Branntweinessig, natürliches Aroma
Alles Bio?	Nein. Nicht: Hefe, Emulgator: Sojalecithine, natürliches Aroma
Was fällt auf?	Die Brötchen enthalten natürliches Aroma, um ihnen den typischen Geschmack frischer Backwaren zu verleihen. Das ist unnötig, denn da die Brötchen zu Hause fertig gebacken und gleich gegessen werden, entfalten sie – zumindest vorübergehend – das typische Backaroma frisch gebackener Brötchen. Geschmacklich ist dies auch unnötig, da ein guter Teig, der Zeit zum Gehen hat, selbst ein gutes Aroma entfaltet. Wir lehnen natürliche Aromen ab, da sie für Bio-Produkte zwar aus Naturstoffen gewonnen sein müssen, aber nicht aus dem namengebenden Lebensmittel, etwa Himbeeren. Das geht bei Brot und Brötchen auch nicht, denn ein natürliches Brotaroma, das sich extrahieren ließe, gibt es nicht. Es wird darum im Labor, wenn auch aus natürlichen Rohstoffen, nachgebaut. So können auch Geschmacksfehler kaschiert werden. Wer natürlich essen will, sollte keine Aromen aus dem Labor in Lebensmitteln finden. Dafür gibt es Punktabzug um eine Stufe. Ansonsten ist die Rezeptur für ein Bio-Discounterprodukt recht schlicht, was uns gefällt. Auch wenn Brötchen natürlich keinen Emulgator benötigen und eben auch keine Aromen. Selbst würde man sie aus Mehl, Hefe, Wasser und Salz backen. Fertig aus. Die verwendete Hefe ist nicht Bio. Sie zählt zwar zu den landwirtschaftlichen Zutaten und müsste somit Bio sein. Da die Hersteller aber nur 95 Prozent Bio ins Lebensmittel packen müssen, kann die Hefe konventionell erzeugt sein, sofern sie weniger als fünf Prozent im Endprodukt ausmacht. Auch der Emulgator und dass natürliche Aroma sind Nicht-Bio. Das ist zwar zulässig, sofern besagte fünf Prozent nicht-Bio nicht überschritten werden. Aber die Werbung „kontrolliert ökologische Erzeugung“ finden wir dann doch ein wenig Augenwischerei, da eben nicht 100 % der Zutaten Bio sind. Es gibt alle eingesetzten Zusatzstoffe und Zutaten heute schon aus Bio-Herstellung. Aber sie sind teurer als die konventionelle Variante. Und das wird der Grund sein, warum sie nicht verwendet werden.
Wie schmeckt´s?	Direkt nach dem Backen schmecken die Brötchen akzeptabel. Sie sind jedoch kein Highlight, weil etwas lasch im Geschmack und wenig knusprig. Für ab und zu, wenn das Frühstück außerhalb der Bäckerei-Öffnungszeiten fällt, aber ok.
Da geht noch was…	Verzicht auf natürliche Aromastoffe. Hefe und Emulgator aus Bio-Erzeugung. Es gibt z.B. Bio-Emulgatoren aus Sonnenblumenlezithin, die sich hier eignen würden.
Bewertung
Grund für Abwertung	(1)

Abwertung: (1) Die Verwendung von „natürlichem Aroma“ führt zur Abwertung um eine Stufe. Damit ist das Produkt in der Ampel von Bio-Food-Tester „Gelb“. Lebensmittel sollen nach Möglichkeit keine zugesetzten Aromen enthalten. Wenn, sollte das Aroma aus der namengebenden Pflanze oder Frucht stammen. Da dies bei Backwaren nicht möglich ist, sollte der gute Brötchengeschmack durch hochwertige Zutaten sichergestellt werden.

 © Bio-Food-Tester