Produkt der Woche: Drückeberger Kaffee mit Vanille und Zimt

Viel viel Zucker je Tasse. Foto: agava/Sonnentracht

Wir sind wohl eher wohlwollend (neuen) Produkten gegenüber. Denn wir meinen, ein Bio-Lebensmittel darf auch mal unvernünftig sein, also etwas mehr Zucker oder Fett enthalten, wenn es denn schmeckt. Damit soll nicht fettem Essen oder Fast Food das Wort gereicht werden. Aber eine feiste Nuss-Schokolade oder eine gut gemachte Pizza mit viel Käse sollten schon ab und an erlaubt sein. Man isst ja meist vielfältig, und da kann es auch mal etwas mehr oder Unvernünftiges sein.

Bei dem heutigen Produkt der Woche ist das aber anders. Hier sehen wir den Sinn der Sache nicht. Der Drückeberger Kaffee mit Vanille und Zimt von Agava/Karin Lang ist Agavensirup, den man aus einer Quetschflasche in die Tasse drückt und mit heißem oder kaltem Wasser aufgießt. Grundlage ich also Zucker oder besser Fructose mit Traubenzucker. Dazu kommen elf Prozent Kaffeeextrakt und die Gewürze. Wer sich also ein Tässchen Kaffee genehmigt, trinkt hier vor allem Zucker. Je Portion sind das etwa zehn Gramm oder drei Stück Würfelzucker.

Da stellen wir schon mal die Sinnfrage. Denn worin liegt hier der Vorteil? Ist das Produkt wirklich eine Alternative zu anderen Instant-Kaffee? Gesund? Oberlecker? Für einen Fix-Kaffee könnte man auch einen guten Bio-Instant-Kaffee verwenden und ihn nach eigenem Geschmack süßen – oder es einfach sein lassen. Hier wird also ganz ungeniert Agavendicksaft als der „schnelle Kaffee“ vermarktet, tatsächlich aber eine Menge Zucker verkauft. Fragwürdig ist das auch, weil Fructose nicht via Insulin abgebaut wird, sondern, sofern der Körper gerade keine Verwendung dafür hat, direkt in die Leber wandert und dort gespeichert wird. Die Folge von dauerhaft zu hohem (Frucht)Zuckerkonsum kann eine Fettleber sein. Dazu muss es natürlich nicht kommen, aber vom Grundsatz her sehen wir Fructose-reiche Fertiglebensmittel (mit Ausnahme von Obst) eher kritisch.

Auch der Geschmack des Drückebergers hat uns nicht überzeugt. Das Getränk schmeckt wie zu dünn geratener, gesüßter Instant-Kaffee. Die versprochene Vanille und der Zimt kommen nicht recht durch. Allein der Geruch ist recht lecker und kann die Lebensgeister (vielleicht) ein wenig wecken.

Nach unserer Bio-Bewertung ist der Drückeberger KaffeeGelb?“ Die Bewertung Gelb gibt es für etwa zehn Gramm Zucker je Tasse (150 ml), das Fragezeichen für die Sinnhaftigkeit, die wir hier mit `nein´ beantworten. Denn das zuckerreiche, auf Sirup basierende Getränk braucht´s nicht wirklich, außerdem kann man es einfacher (und gesünder) selber machen.

Neu!! Ab sofort werden wir Produkte, die weder einen kulinarischen noch gesundheitlichen noch ökologischen noch sonst wie-Nutzen haben abwerten  – und dafür das kleine Fragezeichen vergeben. Im ständig wachsenden Bio-Markt ist es an der Zeit, die Spreu vom Weizen zu trennen.

 

Logo Bio-Food-Tester?

 

 

 

 

Auf einen Blick: Drückeberger Kaffee mit Vanille und Zimt

Anbieter Agava Karin Lang/Sonnentracht
Wie heißt es? Drückeberger Kaffee mit Vanille und Zimt
Preis pro Packung (350 g) 6,50 €
Werbung „Der schnelle Kaffee“, „für jede Lebenssituation“
Nährwerte je 100 g Energie: 263 Kcal, Eiweiß: < 0,5 g, Fett: < 0,5 g, davon gesättigte Fettsäuren: < 0,1 g, Kohlenhydrate: 65,5 g, davon Zucker: 65,5 g, Ballaststoffe: < 0,5 g
Was steckt drin? Agavendicksaft 88,3 %, Kaffeeextrakt 11,3 %, Vanille 0,2 %, Zimt 0,2 %
Alles Bio? ja
Was fällt auf? –       Das Produkt besteht vor allem aus Agavensirup, also Zucker. Der wiederum enthält vor allem Fructose (70 %), der, anders als jahrelang behauptet wurde, nicht gesünder ist als Saccharose. Fructose wird ohne Insulin verstoffwechselt. Das birgt das Risiko, dass er, sofern er energetisch nicht genutzt wird, direkt in die Leber wandert und gespeichert wird. Risiko ist unter anderem eine Fettleber. Menschen mit einer Fructoseintoleranz müssen ihn zudem ganz meiden.

–       Wer, wie empfohlen, zwei Teelöffel (15 Gramm) Sirup mit 150 Milliliter heißem oder kaltem Wasser vermischt, erhält ein Getränk, das fast zehn Gramm Zucker oder gut drei Stücken Würfelzucker (à drei Gramm) enthält. Das ist eine Menge für einen „Kaffee“, den man ja auch gut ohne Zucker trinken kann oder eben nur mit einem Würfel Zucker. Wegen des hohen Zuckergehalts ist der Drückeberger Kaffee nach unserer Bio-Bewertung Gelb“.

–       Wir fragen aber auch, ob dieses Produkt überhaupt nötig ist. Grundsätzlich sollte natürlich jeder das Bio-Lebensmittel herstellen, das er möchte. Aber bei einigen Produkten stellen wir die Notwendigkeit schon Infrage. So wie hier. Denn wer einen schnellen Kaffee trinken möchte, kann sich einen guten Bio-Instant Kaffee machen und dann nach Gusto süßen – oder eben nicht. Außerdem halten wir Wasser für eine bessere Kaffee-Grundlage als Agavendicksaft! Darum vergeben wir hier erstmals unser kleines Fragezeichen für ein Produkt, das wir für unnötig oder fragwürdig halten. Damit ist der Drückeberger Kaffee von Agava/ Karin Lang nach unserer Bewertung „Gelb?

–       Grundsätzlich haben wir an den Zutaten nichts auszusetzen. Neben Agavendicksaft ist hier Kaffee-Extrakt, Zimt und Vanille enthalten. Die Rezeptur ist also schlicht und erfüllt unsere Empfehlung für „take five“, also: möglichst nicht mehr als fünf Zutaten je verarbeitetes Produkt. Das ist gut so!

Wie schmeckt´s? –       Wie Instantkaffee mit viel Zucker. Das Getränk ist ein wenig wässrig, die Vanille kommt schwach durch, der Zimt hingegen gar nicht. Ob man dieses Getränk also „liebhaben“ wird, wie die Werbung verspricht, sei dahingestellt. 
Da geht noch was… –       Mehr Zimt und Vanille

–       Produkt insgesamt überdenken. 

Bewertung ?
Grund für Abwertung –       Viel Zucker

–       Sinnhaftigkeit

 © Bio-Food-Tester